Welches Gehalt hat ein angestellter Architekt?
Laut Bundesarchitektenkammer (BAK) gibt es für angestellte Architekten zwar einen Tarifvertrag; dieser gilt jedoch nur für jenes Prozent der Ingenieur- und Architekturbüros, die dem Arbeitgeberverband angehören. Neben diesen weitestgehend unverbindlichen Tariflöhnen bietet die Gehaltsempfehlung des Arbeitgeberverbands Deutscher Architekten und Ingenieure eine gute Orientierung für die eigenen Gehaltsvorstellungen. Zudem veröffentlicht die BAK regelmäßig Umfragen zur tatsächlichen Einkommenssituation. Da Architekten ihr Gehalt frei verhandeln können, lohnt der Blick auf diese Erhebungen.
Wo in Deutschland verdienen angestellte Architekten am meisten?
Die Gehälter von angestellten Architekten sind stark abhängig vom Wohnort. Spitzenreiter ist laut BAK das Bundesland Hessen: Hier konnten Architekten im Mittel ein Jahresbruttogehalt von 63.276 Euro verbuchen. Über dem bundesdeutschen Durchschnitt (58.976 Euro) lagen auch Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Am wenigsten verdienten Architekten in Thüringen, hier gaben die Befragten ein durchschnittliches Jahresbruttogehalt von 48.000 Euro an.
Was verdient ein selbstständiger Architekt?
Durchschnittlich sechs von zehn freiberuflich tätigen Architekten rechnen ihre Honorare nach der sogenannten HOAI, der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, ab. Hierbei handelt es sich um eine Verordnung des Bundes – mit früher verbindlichen Mindest- und Höchstsätzen. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Juli 2019 wurden diese aber gekippt, da sie nach Meinung der Richter Architekten in den Nachbarstaaten benachteiligen könnte – ein Verstoß gegen europäisches Recht. Als Orientierungshilfe darf und soll die HOAI laut einer Mitteilung des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) aber nach wie vor verwendet werden. Die ausführlichen Erläuterungen des BMI zu den HOAI-Änderungen und wie diese ab 1. Januar 2021 angewandt werden sollen, finden Sie hier.
Drei Viertel der von der BAK befragten Architekten gaben an, dass dieses Urteil für sie keine Auswirkungen habe, 30 Prozent beklagten aber höheren Wettbewerbsdruck oder höhere Abschläge, die von Auftraggebern gefordert würden.
Pro-Kopf-Umsatz: Abhängig von der Bürogröße
Die möglichen Auswirkungen der HOAI-Änderung schlagen sich in der BAK-Befragung, die sich auf das Jahr 2019 bezieht, noch nicht nieder. Hier gaben selbstständige Architekten, die von Büros beauftragt werden, im Mittel einen Honorarumsatz von 74.476 Euro pro Kopf an. Dabei gilt: Je mehr Mitarbeiter ein Büro hat, desto höher fällt meist das Honorar aus. In Ein-Personen-Büros lag der Honorarumsatz 2019 im Schnitt bei 64.900 Euro, in Firmen mit zehn und mehr Mitarbeitern (festangestellt und freiberuflich) bei 91.912 Euro pro Person.
Je größer das Büro, desto höher der Überschuss
Umsätze sind das eine, Überschüsse das andere. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Ein-Mann-Büros und größeren Firmen: Erwirtschafteten allein arbeitende Architekten 2019 im Schnitt einen Überschuss von 45.000 Euro, waren es in Büros mit zehn oder mehr Beschäftigten 176.250 Euro – pro Inhaber.
Freiberufler: Umsätze hängen auch vom Standort ab
Wie bei den angestellten Architekten verdienen auch Freiberufler in Deutschland nicht überall gleich viel. Die höchsten Umsätze konnten Architekten laut der Befragung mit im Mittel 81.633 Euro pro Kopf in Schleswig-Holstein verbuchen, die niedrigsten in Bremen: 58.947 Euro. Da teilweise nur sehr geringe Fallzahlen in die Auswertung einflossen, sind diese Daten laut Bundesarchitektenkammer aber möglicherweise verzerrt.
Was zahlen die unterschiedlichen Branchen?
Die Berufsgruppe der Architekten umfasst nicht nur diejenigen, die Gebäude planen (Hochbauarchitekten), auch wenn diese mit 85 Prozent die deutliche Mehrheit stellen. Es zählen auch dazu:
- Innenarchitekten (sechs Prozent)
- Landschaftsarchitekten (acht Prozent)
- Stadtplaner (sieben Prozent).
(Hinweis: Manche vereinen mehrere Fachbereiche in ihrer Tätigkeit, etwa Stadtplaner und Architekt, weshalb die Summe mehr als 100 Prozent ergibt.)
Aufschluss darüber, wie viel in den unterschiedlichen Branchen gezahlt wird, gibt wieder die BAK-Befragung. Hier ergibt sich für das Jahr 2019 folgendes Bild (Median):
Wie beeinflusst die Art des Arbeitgebers das Architektengehalt?
In allen Bereichen stiegen die Bruttojahresgehälter zwischen 2012 und 2019 deutlich an. Am steilsten nach oben zeigt die Kurve bei Angestellten in Architektur- und Planungsbüro: Ihr Gehalt stieg von 40.500 (2012) auf 50.400 Euro (2019) – satte 25 Prozent. Auch in der gewerblichen Wirtschaft gab es für Architekten ein großes Plus zu verzeichnen: Verdienten sie 2012 im Mittel 62.000 Euro p.a., waren es sieben Jahre später 75.000 Euro (plus 21 Prozent). Für im öffentlichen Dienst Beschäftigte – 95 Prozent werden nach Tarif bezahlt – stieg das Bruttoentgelt im selben Zeitraum um 17 Prozent von 55.000 auf 64.412 Euro.
Wie ändert sich der Verdienst mit zunehmender Berufserfahrung?
Zwar steigen Absolventen nicht mit überdurchschnittlich hohen Gehältern in den Beruf ein, doch die Branche lockt mit guten Entwicklungsaussichten: Liegt das Gehalt im bundesdeutschen Mittel nach bis zu fünf Jahren Tätigkeit noch bei 43.000 Euro pro Jahr, sind es nach elf bis 20 Jahren bereits 55.000 Euro, also etwa ein Drittel mehr. Architekten mit mindestens 30 Jahren Berufserfahrung verdienen jährlich durchschnittlich 60.000 Euro.
Bachelor, Master, Diplom: Welcher Abschluss führt zu welchem Einstiegsgehalt?
Die früheren Diplomstudiengänge sind mittlerweile fast überall in das Bachelor- und Mastersystem überführt worden. Lediglich die Technischen Universitäten in Dresden und Kaiserslautern bieten noch ein Diplomstudium an. Der Anteil an berufstätigen Architekten mit Diplom (TU und FH) sinkt zwar kontinuierlich, liegt aber bei den Angestellten immer noch bei rund 80 Prozent, bei den Selbstständigen sogar bei 96 Prozent.
Als Bachelorabsolvent ist es zwar möglich, in Planungsbüros zu arbeiten. Da die Architektenkammer aber erst Studien ab vier Jahren Dauer als berufsqualifizierend anerkennt, bleiben die Aufstiegs- und Verdienstchancen begrenzt. Die Mehrzahl der Studierenden in den Bereichen Architektur und Stadtplanung schließt daher ein Masterstudium an. Bei den Innen- und Landschaftsarchitekten gaben in der BAK-Befragung sieben Prozent an, mit einem Bachelorabschluss zu arbeiten.
Der Abschluss wirkt sich auch direkt auf das Einstiegsgehalt aus. Nach wie vor bekommen Diplom-Architekten nach einer Auswertung von “berufsstart.de” bei ihrer ersten Anstellung zu Beginn mehr Geld als solche mit einem Masterabschluss, allerdings nur etwa zwei Prozent. Deutliche Abstriche muss dagegen machen, wer mit einem Bachelor ins Berufsleben startet: Diese Absolventen bekommen laut der Auswertung knapp 15 Prozent weniger Gehalt als jene mit Master, im öffentlichen Dienst seien es sogar 20 Prozent.