Lohnt sich die Promotion für Ingenieure?
Ob als Maschinenbau-, Entwicklungs- oder Elektroingenieur: Ein Doktortitel kann eine Ingenieurkarriere ordentlich ankurbeln – vor allem dann, wenn das Promotionsthema in einem Fachgebiet verankert ist, in dem der Doktorand anschließend arbeiten möchte.
Fachlich betrachtet
Ingenieurwissenschaftliche Doktoranden erwerben während ihrer Promotion eine Reihe wertvoller Qualifikationen. Sie arbeiten eigenständig, kommunizieren und kooperieren mit Studierenden, anderen Doktoranden oder aber ihren Betreuern; sie referieren auf wissenschaftlichen Konferenzen und lernen, Projekte zu organisieren und Mitarbeiter zu führen. Darüber hinaus sind sie teilweise in Drittmittelverhandlungen und Projektakquisen eingebunden und beweisen mit dem Abschluss ihrer Promotion Durchhaltevermögen. Kurzum: Neben fachlichem Wissen und Innovationskraft können promovierte Ingenieure potenziellen Arbeitgebern auch Kommunikations- und Führungsfähigkeit bieten – und das sind bekanntermaßen wichtige Schlüsselqualifikationen für eine Stelle im Management.
Finanziell gesehen
Ein Blick auf die Verdienstaussichten von Ingenieur-Doktoren zeigt, dass sich der Aufwand einer Promotion durchaus lohnt – und das sogar recht schnell. Denn während sich in anderen Bereichen wie beispielsweise Betriebswirtschaft, Geistes- oder Sozialwissenschaften ein Doktortitel, wenn überhaupt, oftmals erst nach langer Zeit auszahlt, sind die Gehälter für Ingenieure mit Promotion insgesamt – und von Anbeginn – sehr gut. Laut dem Vergütungsanalysten PersonalMarkt beträgt das jährliche Einstiegsgehalt eines promovierten Ingenieurs rund 62.760 Euro brutto, während sein Kollege ohne Doktortitel mit durchschnittlich 47.220 Euro einsteigt. Neben der zusätzlichen fachlichen Qualifikation, die ein Ingenieur mit Promotion zu bieten hat, erklärt sich der deutlich höhere Verdienst auch aus der Tatsache heraus, dass Promovierte beim Berufseinstieg in der Regel älter sind als nicht promovierte Akademiker und ihre Einstiegspositionen oftmals mit mehr Verantwortung einhergehen.
Wo arbeiten promovierte Ingenieure?
Auch wenn das Herzstück einer Promotion eine wissenschaftliche Arbeit ist, bedeutet dies nicht, dass Doktoranden automatisch vor allem im Wissenschaftssektor tätig werden. So ist der überwiegende Anteil promovierter Ingenieure 1,5 Jahre nach Erlangen des Doktortitels in der Privatwirtschaft tätig – rund die Hälfte davon in einer Führungsposition mit Personalverantwortung. Dabei ist die Nachfrage nach Ingenieuren mit Promotion grundsätzlich in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern größer als in kleineren.
Nur knapp jeder fünfte Ingenieur mit Doktortitel wird direkt nach der Promotion im wissenschaftlichen Bereich tätig. Die Mehrzahl der Professoren, die an einer Universität oder einer Fachhochschule angestellt sind, wurden aus der Industrie zurückberufen, nachdem sie dort über mehrere Jahre erfolgreich eine leitende Position innehatten.
INFO-BOX: Fakten zur Ingenieurpromotion
- Etwa 20 Prozent aller Ingenieure mit Diplom- oder Masterabschluss entscheiden sich für eine Promotion. Zum Vergleich: Bei den Chemikern sind es 90 Prozent, bei den Mathematikern 13, bei den Sozialwissenschaftlern 10.
- Der Frauenanteil der Doktoranden in den Ingenieurwissenschaften liegt bei knapp 20 Prozent – und damit deutlich unter dem allgemeinen Durchschnitt, der sich auf rund 44 Prozent beläuft.
- Rund 95 Prozent der Ingenieur-Doktoranden entscheiden sich für eine individuelle Promotion. Betrachtet man alle Promovenden, beträgt der Anteil 92 Prozent.
- Eine Ingenieurpromotion dauert im Schnitt fünf Jahre. Der Gesamtdurchschnitt liegt bei 4,5 bis 4,6 Jahren.
- Das durchschnittliche Promotionsalter liegt bei den Ingenieurwissenschaftlern bei 33,6 Jahren – und somit höher als der allgemeine Durchschnitt von 32,5 Jahren.
- Das Einstiegsgehalt von promovierten Ingenieuren beläuft sich laut dem Vergütungsanalysten PersonalMarkt auf rund 62.760 Euro brutto im Jahr. Das sind etwa 25 Prozent mehr als bei den nicht promovierten Kollegen. Im Vergleich dazu beträgt das Gehaltsplus durch eine Promotion beispielsweise bei Naturwissenschaftlern und Mathematikern etwa 19,4 Prozent, bei Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlern ist der Anstieg ähnlich.