Da bereits im Bachelorstudium Grundlagen, fachliche Qualifikationen und mithilfe von Praktika auch praxisnahes Wissen vermittelt werden, sind Absolventen eines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums bereits früh fit für das Berufsleben. Die Chance auf eine Stelle und vor allem den späteren Aufstieg innerhalb eines Unternehmens steigt allerdings mit dem akademischen Grad. Ein Master lohnt sich im Bereich der Wirtschaftswissenschaften in der Regel immer, auch weil man dadurch bestimmte Schwerpunkte setzen und sich Spezialwissen aneignen kann, was zu Pluspunkten bei der Bewerbung führen kann.
Ein weiterer Schritt ist die Promotion, die bei Wirtschaftswissenschaftlern im Vergleich zu anderen Fachbereichen wie Sozial- oder Naturwissenschaften jedoch weniger gefragt ist. Dem Mikrozensus 2012 zufolge haben nur knapp 2,6 % der Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland einen Doktortitel. Unter den Volkswirten liegt diese Quote bei etwa 5,7 %.
Lohnt sich die Promotion für Wirtschaftswissenschaftler?
Wer eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt, kommt an einer Promotion kaum vorbei. Der Doktortitel dient Wirtschaftswissenschaftlern hier als Türöffner: Für eine wissenschaftliche Karriere ist er unerlässlich und stellt darum in dem Sinne weniger eine Zusatzqualifikation, sondern vielmehr eine akademische Grundvoraussetzung dar.
In der freien Wirtschaft hingegen zählt anstelle des akademischen Titels vor allem die Leistung im Job. Aber auch dort können Wirtschaftswissenschaftler von einer Promotion profitieren. Hier macht sich eine Promotion besonders finanziell bemerkbar. Das zeigt sich in der freien Wirtschaft bereits beim Einstiegsgehalt von Wirtschaftswissenschaftlern, das laut der Vergütungsberatung PersonalMarkt mit 54.004 Euro pro Jahr deutlich über dem von Wirtschaftswissenschaftlern ohne Doktortitel (42.683 Euro) liegt.
Auch im Bereich der Fach- und Führungskräfte gilt, dass das Gehalt analog zum Bildungsgrad steigt, sodass Führungskräfte mit Promotion ein deutlich höheres Einkommen erzielen als jene, die die Universität mit einem Bachelor-, Master- oder Diplomabschluss verlassen haben. Demnach verdienen also Wirtschaftswissenschaftler mit Promotion ebenfalls mehr als ohne.
Welche Perspektiven haben Wirtschaftswissenschaftler mit und ohne Doktortitel?
Dass viele Manager mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund oder hochrangige Beamte in Ministerien und Verwaltungen promoviert haben, zeigt, dass ein Doktortitel – in Verbindung mit weiteren unternehmensspezifischen Fähigkeiten – Führungskräfte in Spitzenpositionen bringen kann. Eine Garantie für einen sicheren, gut bezahlten Job bietet er allerdings nicht. Ob sich die Promotion für Wirtschaftswissenschaftler lohnt, hängt stark von den individuellen beruflichen Zielen ab.
In bestimmten Branchen und Abteilungen der freien Wirtschaft werden Bewerber mit einer wirtschaftswissenschaftlichen Promotion bevorzugt, zum Beispiel bei Unternehmensberatungen, in Research-Abteilungen bei Banken oder Versicherungen sowie im Medienmanagement und an Marktforschungsinstituten. Aber auch in Ministerien, Behörden oder Verbänden sowie bei Lehrtätigkeiten an Hochschulen kann bei einer Bewerbung mit einem Doktortitel gepunktet werden.
Im Bewerbungsprozess um eine Stelle steht ein Doktortitel im Lebenslauf der Bewerbung eines Managers für ein besonders großes Fachwissen sowie analytische Fähigkeiten. Gleichzeitig bedeutet die Promotion für das einstellende Unternehmen aber auch ein höheres Einstiegsalter des Bewerbers und höhere Personalkosten, sodass ein Doktortitel die Position bei der Bewerbung nicht automatisch verbessert.
Welche Besonderheiten sind bei der Promotion Wirtschaftswissenschaften zu beachten?
Insgesamt ist die Promotionsquote unter Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern im Vergleich zu vielen anderen Fächergruppen sehr niedrig. Nur 9 % von denjenigen, die einen promotionsberechtigenden Abschluss erwarben, haben im Jahr 2014 dem Statistischen Bundesamt zufolge tatsächlich auch promoviert. Allerdings lag die Erfolgsquote bei promovierenden Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern bei 49 %, was bedeutet, dass 2014 gut doppelt so viele Absolventen eine Promotion begonnen haben, aber nur knapp die Hälfte davon diese auch mit einem Doktortitel abgeschlossen hat. Entsprechend klein ist der Anteil promovierter Wirtschaftswissenschaftler im Vergleich zu anderen Fächergruppen. 2014 stammten nur 13 % der Promovierten aus der Gruppe der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Im Schnitt dauert die Promotion von Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern 4,6 Jahre. Abgeschlossen wurde die Promotion 2014 in diesen Fachbereichen durchschnittlich im Alter von 33,2 Jahren. Die deutliche Mehrheit der Promovierten (75 %) war männlich, lediglich ein Viertel (25 %) weiblich.
Von den Wirtschaftswissenschaftlern mit Doktortitel entscheidet sich der Großteil später für einen beruflichen Werdegang in der Wirtschaft. Von den im Jahr 2010 promovierten Wirtschaftswissenschaftlern sind beispielsweise 13 % an einer Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung beschäftigt, während 87 % im nicht wissenschaftlichen Bereich tätig sind.