Voraussetzungen und Bewerbung für ein Promotionsstipendium an einer Graduiertenschule
Das Bewerbungsverfahren ist je nach Standort und Einrichtung verschieden. Grundsätzlich wird bei der Kandidatenwahl darauf geachtet, dass die Bewerberin während ihres Studiums bereits über den Tellerrand hinaus geschaut und sich mit wenigstens einer weiteren Fachrichtung beschäftigt hat. Zudem ist die Beherrschung der englischen Sprache Pflicht: Die Veranstaltungen an Graduiertenschulen werden in der Regel in Englisch abgehalten. Nach der ersten Bewerbungsrunde steht häufig ein Assessment-Center auf dem Plan. Hier müssen die Bewerber Vorträge halten und zeigen, dass sie ins Team passen. Einige Graduiertenschulen bieten für ausländische Bewerber auch Vorstellungsgespräche über Videokonferenzen an.
Ablauf und Dauer
Ist die Aufnahme an einer Graduiertenschule geschafft, können sich die Doktoranden auf eine sehr gute Betreuung freuen. Zugleich werden sie aber auch gefordert – beispielsweise müssen die Nachwuchswissenschaftler regelmäßig Zwischenergebnisse ihrer Arbeit präsentieren. Durch dieses fokussierte und strukturierte Vorgehen werden die Doktorandinnen dabei unterstützt, ihre Promotion im Schnitt bereits nach drei Jahren abzuschließen. Weitere Infos: Graduiertenschulen im Porträt.
An einem Graduiertenkolleg der DFG promovieren
Die Professorin fliegt gerade aus Tokio ein, der Professor startet nächste Woche eine Forschungsreise in Richtung Himalaya: An vielen Graduiertenkollegs in Deutschland geht es international zu – auch für Doktoranden. Die meisten Graduiertenkollegs in Deutschland werden von der DFG finanziert, Anfang 2022 waren es 217. Anders als in Graduiertenschulen sind die Gruppen an den Kollegs mit zehn bis zwanzig Doktoranden überschaubar. Dadurch ist eine persönliche und intensive Betreuung möglich. Außerdem sind die Forschungsthemen sehr eng gesteckt.
Gesicherte Finanzierung durch Stipendien
Die Graduiertenkollegs sind auf neun Jahre befristete, an Universitäten ansässige Forschungsprogramme, die aufgrund ihrer exzellenten Arbeit von der DFG finanziert werden. Alle drei Jahre schreibt jedes Kolleg Promotionsstipendien in Höhe von minimal 1.000 Euro und maximal 1.356 Euro pro Monat aus (Stand: Januar 2022). Dieses Geld gibt es für höchstens 36 Monate. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, mit eigener Finanzierung an den Kollegs zu promovieren.
Die Laufzeit der Promotion an einem Graduiertenkolleg beträgt – unabhängig von der Finanzierung – maximal drei Jahre. Danach haben die Doktoranden bei erfolgreichem Abschluss einen Doktortitel mit exzellentem Ruf in der Tasche. Damit ist die Promotion an einem deutschen Graduiertenkolleg im Vergleich zu ausländischen Promotionsprogrammen sehr kompakt und zeitsparend. Zu Beginn jeder Promotion wird mit den betreuenden Professoren für die Doktoranden ein individueller Promotionsplan erstellt. Gleichzeitig wird festgelegt, zu welchen Zeitpunkten die Forschungsergebnisse vorgestellt werden müssen.
Dieses Curriculum bildet den Rahmen für die Promotion, innerhalb dessen die Doktorandinnen aber auch eigenen Organisationsspielraum haben. Wer aus dem Ausland an ein deutsches Graduiertenkolleg kommt, erhält zu Fragestellungen rund um den Aufenthalt in Deutschland qualifizierte Hilfe: Die Akademischen Auslandsämter und die Kollegs stehen den internationalen Doktoranden bei Wohnungssuche, Versicherungsfragen und beim Ankommen und Einleben am neuen Wohnort helfend zur Seite.
Internationale und nationale Graduiertenkollegs
In Deutschland gibt es 34 internationale sowie 183 nationale Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Stand: Januar 2022). All diese Einrichtungen bieten den Doktorandinnen ein international geprägtes Umfeld in den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Life Sciences, Sozial- und Geisteswissenschaften. „Wir decken fast alle Fächer ab, wenn auch einige, wie zum Beispiel die Rechtswissenschaften, derzeit etwas unterrepräsentiert sind“, sagt die Leiterin der Gruppe für Graduiertenkollegs bei der DFG, Dr. Annette Schmidtmann.
„Double-Degree“-Promotion
Internationale Kollegs zeichnen sich über das Angebot nationaler Kollegs hinaus durch eine feste Kooperation mit mindestens einer Partnereinrichtung im Ausland aus. Die Promotion wird hier von Professoren aus Deutschland und aus dem jeweiligen Partnerland betreut. Vielerorts wird an den internationalen Graduiertenkollegs auch an der Einführung einer offiziellen „Double-Degree“-Promotion gearbeitet – eine Promotion, die offiziell an zwei Standorten und damit auch binational abgeschlossen werden kann.
Darüber hinaus können die Doktoranden mit finanzieller Unterstützung der DFG die ausländische Partnereinrichtung besuchen und dort forschen. Bewerberinnen für ein Graduiertenkolleg-Stipendium sollten neben einem sehr guten Universitätsabschluss vor allem Freude an interkultureller und interdisziplinärer Arbeit mitbringen und eine Affinität für das spezielle Forschungsgebiet des Kollegs haben.
Englisch als Arbeitssprache
Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung ist außerdem die Beherrschung der englischen Sprache, der gebräuchlichen Arbeitssprache in den Kollegs. Stipendiaten in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Kollegs sollten darüber hinaus auch die Landessprachen lernen, in und zu denen sie forschen. Wer die Anforderungen erfüllt, kann sich mit Anschreiben, Lebenslauf, Motivationsschreiben und Forschungsexposé bei den Kollegs bewerben. Diejenigen, die mit ihrer schriftlichen Bewerbung überzeugen können, werden zu einem persönlichen Gespräch eingeladen.
Promotionsstudiengänge an Universitäten
Wer das klassische Studium an einer Universität liebt, wird sich auch in einem universitären Promotionsstudiengang wohlfühlen. Denn dort setzen sich die altbekannten Strukturen des Studiums fort: Die Doktoranden erhalten einen meist verpflichtenden Stundenplan, der mit Seminaren, Kursen und Diskussionsrunden gespickt ist. Ein Jahrgang besteht für gewöhnlich aus mehreren Dutzend Nachwuchswissenschaftlern.
Promotionsstudiengang: Möglichkeiten zum berufsbegleitenden Promovieren
Häufig erhalten die Doktoranden für jeden im Promotionsstudiengang erfolgreich belegten Kurs Credit Points gemäß europäischem ECTS-Standard. Für den Abschluss der Promotion muss neben dem Verfassen der Dissertation eine bestimmte Anzahl solcher Credit Points erreicht sein. Anders als im Bachelor- und Masterstudium sind die zu belegenden Lehrveranstaltungen meist Blockveranstaltungen, die nicht wöchentlich, sondern gebündelt an festgelegten, aufeinanderfolgenden Tagen im Jahr stattfinden.
Das erlaubt den Doktoranden, die Promotion auch berufsbegleitend zu absolvieren. „Viele unserer Doktoranden stehen schon mitten im Berufsleben und promovieren darüber hinaus an unserem Institut. Dies ist möglich, da sie einen flexiblen Stundenplan vorliegen haben, nach dem sie ihre Arbeitszeiten ausrichten können“, sagt die Fachstudienberaterin für den Promotionsstudiengang Geographie an der Universität Würzburg, Professorin Barbara Sponholz. Diese Kombination aus Beruf und Studium ist aus finanzieller Sicht sehr hilfreich für Doktorandinnen eines Promotionsstudiengangs, dessen Finanzierung eigenständig geleistet werden muss.
Neben der Selbstfinanzierung über eine Berufstätigkeit besteht die Möglichkeit, ein Promotionsstipendium zu beantragen oder sich auf eine der wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen zu bewerben, die unabhängig vom Promotionsstudiengang von den Instituten ausgeschrieben werden.
Promotionskolleg an der Uni: Voraussetzungen und Bewerbung
Wer sich für ein Promotionsstudium interessiert, sollte sich zunächst einen Gesamtüberblick über das vielfältige Angebot verschaffen und sich dann im Internet informieren. Auf den Webseiten der Universitäten und Institute finden sich Informationen zu den speziellen Zugangsvoraussetzungen und individuellen Bewerbungsverfahren.
Generell gilt: Bewerber sollten ihr Studium in der jeweiligen Fachrichtung mit mindestens einem Notendurchschnitt von 2,0 abgeschlossen haben. „Wer unter diesem Schnitt liegt, hat es schwer, zur Promotion angenommen zu werden. Wir versuchen, die besten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für unser Institut zu gewinnen“, so Prof. Sponholz. Für all diejenigen, die lediglich einen Bachelorabschluss besitzen oder sich in Fach oder Sprache nicht fit genug fühlen, gibt es die Möglichkeiten, an einer Universität entsprechende Vorbereitungsjahre zu absolvieren.
Ablauf und Dauer
Die Dauer eines strukturierten Promotionsstudiums variiert, liegt aber im Schnitt bei drei Jahren. Neben dem klaren Curriculum bieten die Promotionsstudiengänge zudem eine sehr gute Betreuung für Doktoranden. Jedem von ihnen wird ein Betreuer oder eine Betreuerin zur Seite gestellt, der bei Fragen rund um die Promotion Ansprechpartner ist. Meist ist der Betreuende gleichzeitig auch der Doktorvater bzw. die Doktormutter.
Viele Promotionsstudiengänge werden in der Regel in Deutsch oder Englisch abgehalten. Ausländische Doktoranden sollten sich daher im Vorfeld über die Arbeitssprache ihres Promotionsstudienganges informieren, um gegebenenfalls einen Sprachkurs zu belegen.