Vorlesungen vorbereiten
Das Ziel für die Lehrenden einer Vorlesung sollte sein, möglichst viele Studierende gleichzeitig zu erreichen. Das ist anspruchsvoll, da die Zuhörenden nicht zwangsläufig alle den gleichen Wissensstand haben – während sich ein Teil überfordert fühlen kann, neigt ein anderer Teil dazu, sich zu langweilen. Dieses Dilemma lässt sich zwar nie ganz lösen, dennoch können die Dozenten bereits bei der Planung berücksichtigen, weder zu tief in die Materie einzusteigen noch überwiegend Standardwissen zu vermitteln.
Am Anfang einer jeden Vorlesung sollten die Kernaussagen aus der letzten Veranstaltung noch einmal aufgegriffen werden, um die Zuhörenden ins Thema zurückzuholen. Ebenfalls von Vorteil ist eine klare Struktur im daraufhin folgenden Vortrag, die den Studierenden zu Beginn der Einheit präsentiert wird. Diese Vorgehensweise verschafft Orientierung und motiviert zum Zuhören. Zum Abschluss eines Themas sollten Lehrende besonders komplexe Sachverhalte zusammenfassen und die zentralen Punkte in visualisierter Form darstellen.
Am Ende der Vorlesung bietet sich ein inhaltlicher Ausblick auf die kommende Vorlesung an. An dieser Stelle können die Dozentinnen den Studierenden auch Übungsblätter mit Fragen mit auf den Weg geben, um Impulse für die Selbstlernphasen außerhalb der Vorlesung zu geben.
Vorlesungen für Studierende halten: Tipps
Womit die eine Professorin ihre Studierenden langweilt, damit kann eine andere für reges Interesse sorgen – dann nämlich, wenn sie ihre didaktischen und rhetorischen Fähigkeiten gekonnt einsetzt. Die folgenden Tipps und Hinweise sind nützlich, damit Studierende den Vorträgen im Hörsaal konzentriert folgen.
- Eine Vorlesung sollte gegenüber der verfügbaren Literatur zu dem Thema einen echten Mehrwert bieten. Dieser ergibt sich etwa aus praxisnahen Beispielen, exemplarischen Fällen oder Ähnlichem. Auch Hinweise auf typische Fehler, die Studierende im jeweiligen Zusammenhang oft begehen, helfen, die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu halten. Inhalte aus Lernmaterialien lassen sich auch ganz auf Selbstlernphasen auslagern, sodass Sie sich auf Erklärungen komplexer Sachverhalte konzentrieren können.
- Die Vorträge sollten von mehreren Fragestellungen unterbrochen werden, die die Studierenden dazu bewegen, den Stift oder Laptop aus der Hand zu legen und aktiv mitzudenken. Diese Fragen können vom Lehrenden selbst beantwortet, zur Abstimmung gestellt oder in Übungen erarbeitet werden, die den Frontalunterricht ergänzen.
- Möglichst frei vorgetragene Vorlesungen sind für die Studierenden weniger ermüdend als Monologe, die weitgehend auf dem Ablesen eines Skripts basieren. Auch die direkte Ansprache einzelner Studenten oder des Auditoriums im Ganzen weckt die Aufmerksamkeit.
- Legen Dozenten viel Wert auf die Art und Ausgestaltung der visuellen Unterstützung ihrer Worte, erhöht dies ebenfalls die Konzentrationsfähigkeit der Zuhörerinnen. Egal, ob Folien oder Flipchart: Die Hilfsmittel sollten nicht mit Informationen überfrachtet werden, zudem helfen klare Überschriften bei der Orientierung. Infografiken sind in vielen Fällen hilfreich, um Lösungswege besser nachvollziehen zu können.
- Am Ende von Vorlesungen, die besonders komplexe Sachverhalte zum Thema haben, bietet sich eine Evaluation der Sitzung an. Dazu können Lehrkräfte die Studierenden auffordern, eine E-Mail zu schreiben oder auf anderem Wege mitzuteilen, was sie an dem vermittelten Lehrstoff nicht verstanden haben. Diese Methode kann der Selbstkontrolle dienen und gibt einen Fingerzeig, welche Inhalte noch detaillierter erklärt werden sollten.
- Lernforscher haben herausgefunden, dass der Lernstoffspeicher nach maximal 30 Minuten ausgereizt ist und zum ausgeführten Thema nichts mehr aufgenommen werden kann. Somit sollten Lehrende nach einer halben Stunde ein neues Thema oder zumindest einen neuen Aspekt im Rahmen des Vorlesungsstoffes aufgreifen, um sich die Aufmerksamkeit des Auditoriums zu sichern.
Online-Vorlesungen: Das gilt es zu beachten
Wo Präsenzveranstaltungen nicht möglich sind, können alternativ Online-Vorlesungen angeboten werden. Dieses webbasierte Lehren hat den großen Vorteil, dass die Vorlesung aufgezeichnet und durch die Studierenden somit zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl nachvollzogen werden kann. Komplexe Sachverhalte lassen sich bei Verständnisschwierigkeiten zudem mehrere Male anhören.
Je länger die Online-Phasen dauern, desto wichtiger werden die Betreuung der Studierenden und die Möglichkeiten des Austausches miteinander, denn isoliert im Homeoffice lässt die Motivation meist schnell nach. Lehrende sollten daher auf Lernplattformen zurückgreifen, die virtuelle Räume anbieten, in denen sich die Studierenden untereinander verständigen können. Diese Tools bieten auch die Möglichkeit, Skripte, Foliensätze oder andere Anschauungsmaterialien hochzuladen, die in einer Präsenzvorlesung verwendet würden. Tauchen Fragen auf, können Professoren diese in Diskussionsforen beantworten.
Zudem sollten Dozentinnen die Dauer der Online-Vorlesung anpassen. 90 Minuten am Stück vor dem Bildschirm können sehr ermüdend sein. Hier ist es gegebenenfalls sinnvoller, die Lehrinhalte zu straffen oder auf zwei Sitzungen zu verteilen.