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Wissenschaftsethik
Ethik in der Wissenschaft

Ethisches Handeln, auch und vor allem in der Wissenschaft, versteht sich nicht (mehr) von selbst. Zunehmende Fälle von Fehlverhalten und die wachsende Zahl von Ethik-Kommissionen scheinen auf eine Krise hinzudeuten. Doch wie lehrt und lernt man ethisches Verhalten? Warum brauchen wir eine wissenschaftlich fundierte Ethik? Und welche Verantwortung tragen die Hochschullehrer?

Pflanze Symbolbild Wissenschaftsethik
Die Ethik in der Wissenschaft verlangt nach einer Reflexion des Ethik-Begriffs © Daniel Hjalmarsson / unsplash.com
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Die größte Herausforderung liegt in einer Gefährdung des wissenschaftlichen Ethos. Diese Herausforderung werden wir nicht als Gegenstand politischer Auseinandersetzung erleben. Die Gefährdung findet vielmehr in der Existenz der zahlreichen Ethik-Kommissionen und Ethik-Räte einen gewissen institutionellen Widerhall, aber sie ist mit dem amtlichen Statuieren ethischer Grundsätze allein nicht aufzuhalten.

Die Rolle der Ethik-Kommissionen

Ob und wie denn solche Grundsätze denkbar sind, wäre ja erst noch die Frage. Verhaltenskodizes, Compliance-Bekenntnisse, Best-Practice-Papiere und Hochglanz-Leitbilder ersetzen die Antwort schon deshalb nicht, weil sie die Grundsatzfrage nach der Existenz ethischer Grundsätze gar nicht stellen. Oft genug erschöpfen sich die Berichte und Empfehlungen der öffentlichen Ethik- Einrichtungen in praktischen Ratschlägen, die das Niveau banaler Vereinsregeln kaum erreichen. Ethik in der Wissenschaft verlangt nach mehr: nach einer Reflexion des Ethik-Begriffs unter den Bedingungen einer entmystifizierten Wissenschaft, nach methodischer Stringenz und inhaltlicher Konsistenz und erst dann nach praktischen Verhaltensanweisungen.

Nur so ist Ethik in der Wissenschaft vorstellbar, nur als wissenschaftlich fundierte Ethik vermag sie in der Wissenschaft Akzeptanz zu finden und Orientierung zu geben. Verstehen Sie mich nicht falsch: Mir geht es nicht darum, die Arbeit der Ethik-Kommissionen oder die ihrer Mitglieder zu kritisieren. Kritik verdienen die erteilten Aufträge und Einsetzungsbeschlüsse. Die kollegiale Zusammensetzung der Kommissionen soll wissenschaftliche und gesellschaftliche Vielfalt abbilden, aber ist Ethik ein Produkt von gesellschaftlichen Mehrheitsüberzeugungen? Ihr gesammelter Sachverstand soll für ethische Autorität bürgen, aber dienen die Kommissionen letztlich nicht doch nur dem politischen System als Legitimationsersatz? In einzelnen Fällen sollen die Kommissionen nur, oder wie es auch heißt: "vornehmlich", auf einem besonders ethikrelevanten Feld, namentlich den Lebenswissenschaften, tätig sein. Aber verkommt mit dieser Einschränkung nicht die Arbeit des Gremiums zum Ethik-Service des Fachgesetzgebers? Die Ethik-Kommissionen soll und wird es weiterhin geben - hoffentlich. Hoffentlich reift aber auch die Erkenntnis, dass sie alleine der zunehmenden Gefährdung des wissenschaftlichen Ethos nicht Einhalt gebieten können. Dazu ist mehr erforderlich. Um dieser Gefährdung zu begegnen, sind wir alle gefordert.

Fehlendes ethisches Bewusstsein

Dass eine gefährliche Schieflage entsteht, Veränderungen im Gange sind, offenbart sich durchaus öffentlichkeitswirksam schon im vereinzelten Fehlverhalten einzelner Wissenschaftler, die auf betrügerische Weise nach wissenschaftlichem Glanz ohne wissenschaftliche Tiefe streben. Plagiate, Datenmanipulationen und Titelhandel sind die traurigen Stichworte, die als Schlagzeilen ins Auge springen. Der Wandel zeigt sich aber auch mittelbar im beruflichen Verhalten von Absolventen, die eine wissenschaftliche Sozialisation erlebt haben.

Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise wissen wir von gierigen Managern, denen ein ethisches Bewusstsein nicht abhanden kommen konnte, weil sie es nie hatten. Wir hören von britischen Ärzten, die sich von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch für jede künstliche Befruchtung mit einer Eizelle bezahlen lassen, die sie dann für Klon-Experimente verwenden. Sie alle sind wissenschaftlich ausgebildet. Wir müssen uns mit kommerziellen "Promotionsberatern" auseinandersetzen, die in einer juristischen Grauzone, oft genug aber auch schlichtweg illegal, ihr Unwesen treiben. Die Beispiele ließen sich fortsetzen.



Verantwortung der Lehrenden

Wir werden uns an den Hochschulen nicht jedes Fehlverhalten unserer Absolventen zuzurechnen haben, und doch müssen wir uns, so meine ich, selbstkritisch die Frage stellen, ob wir in der Lehre unserer wissenschaftlichen Verantwortung in vollem Umfang entsprechen. Könnte es nicht sein, dass wir hier und da wissenschaftliche Bildung durch die schmale Kost verwertbaren Wissens ersetzen? Könnte es nicht sein, dass uns gelegentlich die konjunkturabhängige employability der Absolventen erstrebenswerter scheint als deren konjunkturunabhängige wissenschaftliche Bildung, dass wir berufspraktische Verwendbarkeit für wichtiger halten als wissenschaftliches Vermögen, dass wir mitunter nützliches Fachwissen schon für wissenschaftliche Bildung halten?

Ich meine, dass solche Verkürzungen vorkommen, und wenn ich recht sehe, sogar in zunehmendem Maße. Das verstehe ich unter der stärksten Gefährdung des wissenschaftlichen Ethos: das systematische Ausblenden wesentlicher Bestandteile eines Faches. Ein Fach wissenschaftlich zu lehren heißt immer und notwendig, auch und gerade dessen Grundlagen, dessen geschichtliche und ethische Dimensionen anzusprechen, die Studierenden mit dem aufregenden Erlebnis wissenschaftlicher Fehlbarkeit zu konfrontieren, die Frage nach den Folgen und auch nach den Risiken wissenschaftlicher Erkenntnis zu stellen. In Harvard und in den anderen zu Recht vielgepriesenen amerikanischen Spitzenuniversitäten weiß man das, und lehrt entsprechend. Für die hierzulande zunehmende Missachtung des Vollständigkeitsgebots gibt es Erklärungen, aber keine Entschuldigungen.

Eine Ursache dürfte in den Ausbildungserwartungen eines unter globalem Konkurrenzdruck stehenden Arbeitsmarktes zu finden sein, dem kurz ausgebildete Absolventen lieber sind als gut ausgebildete; eine weitere in den unterausgestatteten öffentlichen Bildungshaushalten, die für wissenschaftliche Lehre im doppelten Wortsinn nichts mehr übrig haben; eine dritte in den Fehlentwicklungen der deutschen Bologna-Reform, die mit den Bachelor-Studiengängen so etwas wie Wissenschaftsersatzstudiengänge geschaffen hat. Es gibt sicher noch mehr Erklärungen. Aber lassen Sie es mich ganz deutlich sagen: Verantwortung tragen auch alle, die als Lehrende tätig sind. Die schlechten Rahmenbedingungen sind das eine, unsere Verantwortung für die wissenschaftliche Bildung der Studierenden ist das andere. Für alle Wissenschaftler an den Universitäten gilt daher: Wer wissenschaftlich lehren könnte, aber nicht will, versündigt sich an den Studierenden. Wer wissenschaftlich lehren will, aber nicht darf, muss unverzüglich mit dem Deutschen Hochschulverband für Veränderungen kämpfen.

Der hier leicht gekürzte Vortrag wurde zur Eröffnung des 60. DHV-Tages am 22. März 2010 in Hamburg gehalten.

Über den Autor

Bernhard Kempen lehrt Ausländisches Öffentliches Recht und Völkerrecht an der Universität zu Köln und ist Präsident des Deutschen Hochschulverbandes. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Völkerrecht, Europarecht, Öffentlichen Recht und Wissenschaftsrecht.

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Autoren
Bernhard Kempen
Erschienen in
Forschung & Lehre - Mai 2010

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