academics: Mareike, was unterscheidet Zia von anderen Fellowship-Programmen?
Mareike König: Unser Slogan sind ja die drei Schlagworte „vernetzen, inspirieren und fördern“, die für uns absolut zentral sind. Es geht uns vor allem darum, dass die Fellows sich mit anderen Frauen vernetzen, die angestrebte Karrierewege schon gegangen sind – dass sie von diesen Role Models, wie wir sie nennen, lernen und inspiriert werden. Besonders ist auch, dass die Fellows aus unterschiedlichen Fachrichtungen kommen und sie sich deshalb auch untereinander außerhalb ihrer Fachbereichsblasen, in denen sie sich sonst meist bewegen, vernetzen können. Außerdem unterstützen wir die Fellows zum Beispiel mit Workshops über das rein Fachliche hinaus in ihrer persönlichen Entwicklung. Ziel ist es, langfristig ein großes Netzwerk für Diversität in der Wissenschaft aufzubauen.
Was war dein Highlight der ersten Kohorte?
Ein absolutes Highlight für mich war, als eines unserer Role Models, Frau Professorin Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, bei einem unserer monatlichen digitalen Impulse zu Gast war. Sie hat ganz persönlich von ihrer Karriere und ihrem Lebensweg erzählt. Die Möglichkeit, mit einer so faszinierenden Frau in ein offenes und nahbares Gespräch zu kommen, war inspirierend und erfrischend.
Generell ist jeder Live-Termin ein Highlight. Diese Treffen mit den Fellows, das hat jedes Mal so etwas ... Funkelndes, es sprüht irgendwie, da herrscht eine ganz coole Energie. Die Konstellation von Menschen, die da aufeinandertrifft, ist großartig. Man spürt die Begeisterung der Fellows für ihr Fachgebiet, und parallel haben alle große Lust, etwas dazuzulernen und sich kritisch auseinanderzusetzen. Das macht unheimlich viel Spaß. Vor allem, weil man merkt, dass sich etwas entwickelt und bewegt.
Du selbst hast auch einen Workshop gegeben. Erzähl davon!
Der war zum Thema „Auftritt und Wirkung“, und wir haben spielerisch mit Übungen aus dem Repertoire des Improvisationstheater spontanes Auftreten mit Körper und Stimme trainiert. Schließlich stehen die Fellows immer wieder vor Publikum, zum Beispiel bei Vorlesungen, Vorträgen oder Panels, und mit dem Thema Sichtbarkeit geht auch das Auftreten mit Freude und Präsenz einher. Es war für mich begeisternd zu sehen, dass die Fellows eine neue Perspektive entdecken und einnehmen, die sie vorher nicht gesehen haben.
Was hast du bei diesem Projekt gelernt?
Ehrlich gesagt etwas über mich selbst. Ich fühle mich sehr ertappt, dass ich bei der Anfrage zu diesem Interview zuerst dachte: Ach, das kann Hanna (Dr. Hanna Proner, Director Science, Public, Education des ZEIT Verlags, Anm. d. Red.) doch viel besser, man muss mich da ja auch gar nicht so sehen ... Bis mir auffiel: Krass, das ist genau das, was Thema bei unserem Netzwerk ist. Das versuchen wir zu vermitteln. Dass man einfach mal machen sollte, aus der Komfortzone gehen, auch mit etwas, das vielleicht unperfekt ist.
Dieser wahnsinnig hohe Anspruch an Perfektion, von dem ich glaube, dass ihn vor allem viele Wissenschaftlerinnen haben – davon steckt auch sehr viel in mir, was mir bislang gar nicht so bewusst war. Ich ziehe auch grundsätzlich einen persönlichen Mehrwert aus der Auseinandersetzung mit den Themen. Schließlich bin ich selbst eine junge Frau Anfang 30 und mich beschäftigen diese Fragen rund um die Karriere und meinen Lebensweg – und wo er hinführen kann – natürlich auch.