Ist ein Bewerbungsanschreiben für Akademiker zeitgemäß?
Einige Konzerne, zum Beispiel Telefónica, Henkel oder Otto, folgen internationalen Standards und fordern kein traditionelles Anschreiben mehr. Stattdessen kann dem Lebenslauf ein Kurzprofil, das die allerwichtigsten Kompetenzen zusammenfasst, vorangestellt werden. Auch die wichtigsten Ziele des Bewerbers, möglicherweise mit Bezug auf die ausgeschriebene Stelle, können dort stehen. Bei One-Click-Bewerbungen entfällt ein individueller Bezug sogar ganz.
INFO-BOX: Zwei fiktive Beispiele für ein Kurzprofil
Beispiel 1
- Julia Sommer
- Promotion: Die Öffnung von Museen für Grundschulen
- M. A. Kunstgeschichte und Politik, Buchhändlerin; über 5 Jahre Erfahrung in der Kommunikation von Bildungs- und Kulturprojekten
- Ziel: Zugang zu Bildung und Kultur für alle Menschen
Beispiel 2
- Julia Sommer, studierte Kunst- und Politikwissenschaftlerin mit langjähriger Erfahrung in Bildungs- und Kulturprojekten, kreativ, empathisch, zuverlässig
Ein klassisches Anschreiben gehört in Wissenschaft und Verwaltung sowie den meisten Unternehmen jedoch noch immer zu einer vollständigen Bewerbung. Akademiker haben hier die Chance, jenseits vom Lebenslauf Profil zu zeigen und ihre Kompetenzen in direkten Zusammenhang zum Arbeitgeber zu stellen.
Wie ist der Aufbau eines Bewerbungsanschreibens?
Beim Anschreiben folgen Sie dem Aufbau eines Briefes. Es enthält Ort und Datum, Betreff, Anrede, den Textteil, eine Grußformel, Ihre Unterschrift sowie Hinweise auf Anlagen. Ein eigenes einheitliches Layout Ihrer Unterlagen ist dabei besonders wichtig. Ihre Kontaktdaten müssen leicht und gleich auf den ersten Blick zu erfassen sein: Bei E-Mail-Bewerbungen bildet das Anschreiben schließlich die erste Seite der PDF-Datei, bei Papierbewerbungen liegt es lose als Erstes vor der Mappe.
Das oberste Gebot beim Anschreiben lautet: Fassen Sie sich kurz. „Brief“ stammt vom lateinischen Wort „brevis“ für „kurz“ ab. Mit Ihrem Anschreiben sollten Sie auf knapp einer Seite zeigen, dass Sie zielorientiert kommunizieren und das Wesentliche erkennen können. Nehmen Sie sich Zeit, Ihr Anschreiben zu durchdenken, denn: „Lange Briefe schreibt man nur, wenn man nicht genug Zeit hat.“ (Blaise Pascal)
Ein Brief ist eine persönliche Textsorte – vermeiden Sie unbedingt jeden Eindruck von Beliebigkeit. Ihr Adressat will wissen, dass nur er gemeint ist. Thorsten Schumacher, Hauptberuflicher Vizepräsident der Hochschule Hannover, betrachtet daher das Anschreiben als Herzstück einer Bewerbung: „Drei Viertel der Bewerber scheitern am Anschreiben. Wenn jemand unsere Hochschule als Universität oder Unternehmen bezeichnet, lesen wir nicht weiter. Wer aber etwa darauf eingeht, dass Diversität hier einen hohen Stellenwert hat, kann punkten.“